Psychodynamische Psychotherapie
Die psychodynamische Psychotherapie teilt sich auf in tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie und analytische Psychotherapie. Beide teilen gemeinsame Grundannahmen der psychischen Entwicklung sowie der Entstehung und Therapie psychischer Störungen.
Tiefenpsychologie
Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie sieht Symptome einer Krankheit als Folge von aktuellen und früheren Konflikten und Erfahrungen in Beziehungen. Diese können das aktuelle Leben einer Person bestimmen und psychische Erkrankungen zur Folge haben. Ziel der Behandlung ist es, die Ursachen der aktuellen Symptome zu erkennen und sich mit diesen auseinanderzusetzen. Patient*innen werden in der Psychotherapie dabei unterstützt, durch Einsichten in die Zusammenhänge und Ursachen der aktuellen Symptome Veränderungen im Erleben oder Verhalten zu erreichen.
Analytische Psychotherapie
Die analytische Psychotherapie nimmt an, dass Krankheitssymptome durch konflikthafte unbewusste Verarbeitung von Lebens- und Beziehungserfahrungen verursacht und aufrechterhalten werden. In der therapeutischen Beziehung zwischen Patient*in und Therapeut*in spielt das Erkennen und Bewusstmachen von verdrängten Gefühlen, Erinnerungen und Beziehungsmustern, die gegenwärtig Krankheitssymptome verursachen, eine zentrale Rolle. Dadurch kann zunächst unverständlich erscheinendes Fühlen und Handeln in der Therapie verstanden und verändert werden.
Was erwartet mich in einer tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie?
Diagnostik
Sollte sich nach den ersten Sprechstunden eine Therapieempfehlung abzeichnen, kann ein diagnostischer Prozess beginnen: Dazu gehört eine freie Spielstunde für das Kind sowie zwei Stunden in denen ausführlich über die Familie, bisherige Erkrankungen und Erfahrungen mit Psychotherapie und andere medizinisch relevante Themen gesprochen wird. Außerdem werden zwei bis drei Sitzungen für die projektive Testung genutzt.
Bei dieser bekommt das Kind Material an die Hand und eine Aufgabe dazu, es soll z.B. etwas malen, mit etwas spielen oder sich Geschichten ausdenken. Dabei darf das Kind ganz frei assoziieren und der Fantasie freien Lauf lassen.
Die Ergebnisse des diagnostischen Prozesses sowie die daraus folgende Empfehlung für die weitere Behandlung werden im Anschluss besprochen.
Deutung
Dem Unbewussten wird in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie eine große Bedeutung zugeschrieben. In der Therapie wird versucht unbewusste Gefühle, Einstellungen, Motive etc. bewusst zu machen. Das kann funktionieren, da sich unbewusste Zustände dennoch in beobachtbarem Verhalten oder Äußerungen zeigen können. Die Aufgabe der Therapeutin ist es, aus dem beobachteten Verhalten und dem berichteten Erleben der Patient*innen, Rückschlüsse auf die unbewussten Einstellungen, Gefühle und Probleme zu ziehen.
Dazu stellt die Therapeutin Hypothesen auf, was gezeigtes Verhalten gegenüber ihr oder den Bezugspersonen, Erzählungen des Kindes, berichtete Trauminhalte, oder gezeigtes Verhalten beim freien Spiel über das innere Erleben des Kindes aussagen könnte und bespricht diese Deutungsvorschläge dann in der Therapie.
Spiel
Das Spiel ist ein zentraler Bestandteil der Therapie bei Kindern und z.T. auch noch Jugendlichen. Welches Spiel das Kind wählt, wie es sich dabei verhält, ob und wie es andere Personen mit einbezieht, kann Einblicke in die Beziehungsgestaltung, Konflikte und ihre Verarbeitung sowie Entwicklungsstand und Fortschritt der Therapie ermöglichen.
Durcharbeiten
Die Ursachen der Symptome zu erkennen und Zugang zum Unbewussten zu erhalten ist zwar ein wichtiger Schritt, reicht aber nicht, um eine psychische Störung zu heilen. Daher ist es wichtig sich im Laufe der Therapie immer wieder mit den Problemen zu beschäftigen, sie „durchzuarbeiten“, um eine tatsächliche Veränderung im Leben und Erleben der Patient*innen erreichen zu können.
- Patienteninformation PTV 10
- Burchartz, A. (2021). Psychodynamische Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen: Das tiefenpsychologisch fundierte Verfahren: Basiswissen und Praxis. Kohlhammer Verlag.
- Kudriki & Salamander (2019). Psychodynamische Behandlungstechnik bei Kindern und Jugendlichen. Brandes & Apsel.